Hilfstransport 2005

Mit zwei Sattelzügen voller Hilfsgüter in Valjevo
Vertreter der Rathausspitze kommen zu Mijanovic-Konzert

Zwei komplette Sattelzüge mit Hilfsgütern haben die "Freunde von Valjevo" in der vergangenen Woche bei ihrem 10. Hilfstransport in die serbische Stadt Valjevo gebracht: das dortige Krankenhaus erhielt 50 Krankenhausbetten mit der zugehörigen Bettwäsche sowie 30 Paletten medizinisches Verbrauchsmaterial, die Ambulanz der Krusikwerke eine Reihe für sie wichtiger medizinischer Geräte, die Schulen Unterrichtsmaterial und die Kindergärten zahlreiche Turnmatten, Bälle und Reifen, sowie Malsachen und Legosteine für ihre Kinder. Ganz entscheidend hatten die Pfaffenhofener Kindergärten bei der Vorbereitung dieses Transportes mit ihren Spendenaktionen mitgeholfen. Die komplizierte Beladung - 50 nicht zerlegbare Krankenhausbetten in 4 Lagen übereinander - hatten serbische Gastarbeiter aus Ingolstadt und Augsburg fachmännisch erledigt.

In Valjevo haben sich Krankenhaus, Ambulanz, Schulen und die städtischen Kindergärten über diesen Transport, der entsprechend ihrer eigenen Bedarfslisten zusammengestellt war, riesig gefreut. Aber nicht nur aus diesem Grund haben die serbischen Medien, nationale Presse ("Politika", Novosti") und das Fernsehen ausführlich über den Transport aus Pfaffenhofen berichtet: Bei einem Hilfstransport tauchen immer wieder völlig unerwartet Probleme auf: Größtes Problem war dieses Mal das neue Importsteuergesetz Serbiens, von dem die Freunde von Valjevo erst wenige Tage unmittelbar vor ihrem Transport erfuhren: Dieses Gesetz, das am 1. Januar 2005 in Kraft getreten war, belegt sämtliche Importe ohne Ausnahme mit einer Mehrwertsteuer von 16% bzw. 8%. Steuerschuldner ist der Importeur. Bei seiner Verabschiedung war übersehen worden, humanitäre Transporte von dieser Steuer zu befreien. Für den Hilfstransport aus Pfaffenhofen wären deshalb mehrere Tausend EUR Importsteuer zu zahlen gewesen. In direkten persönlichen Verhandlungen des Bürgermeisters von Valjevo Jovan Tomic in Belgrad mit dem zuständigen Finanzminister Dinkic konnte eine Sonderlösung gefunden werden und der Transport beginnen. Das Gesetz soll jetzt korrigiert werden. In Valjevo wurde die "Pfaffenhofener" im Rathaus ganz herzlich vom 1. Bürgermeister der Stadt Jovan Tomic, dem Präsidenten des Stadtparlaments Miroslav Vukovic und der Leiterin der städtischen Verwaltung Milena Pavlovic begrüßt. In mehreren Gesprächen wurden Möglichkeiten der Vertiefung und des Ausbaues der Beziehungen mit Pfaffenhofen erörtert. Serbien, das viele Jahre von der Entwicklung in Mitteleuropa abgeschnitten war, bereitet sich auf die Eingliederung in die EU vor. In Valjevo besteht deshalb großes Interesse, Arbeitsweise und Organisation in unserer kommunaler Verwaltung und den städtischen Betrieben, in Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen und privaten Firmen kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Ausdrücklich würdigten die Vertreter der Stadt Valjevo den regen Schüleraustausch, die Praktika

ihrer Ärzte in der Ilmtalklinik und einer Lehrerin an der Staatlichen Realschule in Pfaffenhofen als positive Beispiele einer fruchtbaren Zusammenarbeit. Großes Interesse besteht an direkten Kontakten und einer Zusammenarbeit mit Firmen aus unserer Region. Die im Herbst 2004 neu gewählte Rathausspitze in Valjevo plant bereits einen ersten Besuch in Pfaffenhofen anlässlich des Konzertes der serbischen Opernsängerin Marijana Mijanovic am Sonntag, den 3. April, im Rathaussaal. Marijana Mijanovic, Solistin und gefeierter Star an der Amsterdamer Oper, möchte sich mit diesem Liederabend bei der Pfaffenhofener Bevölkerung für die humanitäre Hilfe und das Engagement für ihre Geburtsstadt bedanken. Viele herzliche Begegnungen hatte die Delegation aus Pfaffenhofen auch mit Schülern, Lehrern, Ärzten und Künstlern, die in den letzten Jahren unsere Stadt besucht haben. Die neue Rathausspitze in Valjevo wird von Politikern der Partei "Neues Serbien" gebildet. Diese Partei ist eine der Regierungsparteien in Belgrad. Bürgermeister Jovan Tomic, der mehrere Jahre in Deutschland als Arzt gearbeitet hat, ist 2. Landesvorsitzender dieser Partei in Serbien. Geführt wird die Partei von Velimir Ilic, dem einflussreichen Minister für Kapitalinvestitionen in der Belgrader Regierung. Die Partei, die sich zu Europa bekennt und für die Integration des Landes in die EU eintritt, betont gerade in der heutigen schwierigen wirtschaftlichen Situation die Bedeutung von traditionellen Werten wie der Familie und hat gute Beziehungen zur orthodoxen Kirche. 6 Jahre nach dem Krieg befindet sich Serbien und damit auch die Stadt Valjevo unverändert in einer komplizierten Lage: zwar ist es gelungen, einige ausländische Firmen für Investitionen in Valjevo zu gewinnen: der italienische Strumpfhersteller Golden Lady hat einen Betrieb mit 300 Arbeitsplätzen errichtet, und der slowenische Haushaltsgerätehersteller Gorenje plant die Errichtung eines größeren Werkes. Von Minister Velimir Ilic erwartet man sich weitere Hilfe und die ist bitter nötig: Die großen einheimischen Firmen der Stadt, die Krusikwerke, aber auch der Säftehersteller und Obstverarbeiter Serbianka, die Möbel- und Textilindustrie haben die Produktion weitestgehend eingestellen müssen. Bei einer Arbeitslosenquote von fast 50% und fehlender staatlichen Arbeitslosenunterstützung bedeutet dies für breite Teile der Bevölkerung, die über viele gutqualifizierte Facharbeiter verfügt, bittere Armut und Not. Besonders schmerzhaft in einer Region, in der viele Bauern traditionell vom Obstanbau, Pflaumen und Himbeeren leben, ist die Einstellung der Produktion bei Serbianka. Umso wichtiger, betonten die Politiker in Valjevo, ist für das Land und die Stabilisierung seiner Demokratie die Unterstützung, wie sie seit Jahren beispielhaft von Bürgern aus Pfaffenhofen geleistet wird. Für diese Unterstützung bedankt sich die Stadt Valjevo bei allen Bürgern, Schulen, Kindergärten und Betrieben der Stadt Pfaffenhofen.

Pfaffenhofener Kurier, 18.März 2005