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Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus nicht hinnehmen

Wolfgang Bittner macht mit seiner Lesung Mut für mehr Engagement

Seit 1990 wurden in Deutschland 182 Menschen von Rechtsradikalen feige ermordet. Bei den Opfern handelt sich vor allem um Asylbewerber, deren Unterkünfte hinterhältig in Brand gesteckt wurden, Gastarbeiter und völlig hilflose, weil gesellschaftlich ausgegrenzte Obdachlose. Die jetzt bekanntgewordenen 9 Morde an ausländischen Mitbürgern, die dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ zur Last gelegt werden, sind nur die Spitze eines Eisberges. Die Rolle des Verfassungsschutzes in dieser Affäre, der 13 Jahre nichts bemerkt haben will, beschäftigt derzeit mehrere Untersuchungsausschüsse.

Wolfgang Bittner

Am Mittwoch, den 5. Dezember, las der Schriftsteller Wolfgang Bittner im Hofbergsaal auf Einladung unseres Vereins aus seinem aktuellen Roman „Hellers allmählicher Heimkehr“. In ihm macht Bittner am Beispiel einer Kleinstadt die besorgniserregenden Veränderungen in unserer Gesellschaft während der letzten Jahre deutlich, durch die zunehmend Boden für Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus geschaffen wird. Die Geschichte: Nach vielen Jahren kehrt Martin Heller als Chefredakteur der örtlichen Zeitung in seine norddeutsche Heimatstadt zurück. Schnell gewöhnt er sich ein, alte Freundschaften leben wieder auf und er findet eine neue Liebe. Doch neben der vermeintlichen Normalität zeichnet sich eine andere Wirklichkeit ab: Eine Gruppe einflussreicher Geschäftsleute um den Bauunternehmer Berkemeier, der als Stadtrat im Bauausschuss sitzt, verfolgt ein großes Bauprojekt und die Privatisierung von städtischen Wohnungen, Wasserversorgung und Müllabfuhr. Nur auf eigenen Vorteil bedacht, möchten diese Geschäftsleute auf Kosten der Allgemeinheit Millionen Steuergelder in ihre eigenen Taschen umleiten. In der Stadt mit einer hohen Arbeitslosigkeit von 20%, wie sie mittlerweile in vielen Regionen unseres Landes anzutreffen ist, verherrlicht ein Soldaten- und Sportverein die alte deutsche Wehrmacht. Er verbreitet Hassparolen gegen ausländische Mitbürger und versucht diese und Andersdenkende einzuschüchtern. Bei seinem Treiben genießt er die Unterstützung wichtiger Honoratioren der Stadt, nicht zuletzt des Bauunternehmers Berkemeier. Verfassungsschutz und Polizei sehen tatenlos zu. Als Heller in „seiner“ Zeitung diese Machenschaften aufdeckt, zeigt ihm der Herausgeber, ein Freund und Geschäftspartner Berkemeiers, sehr schnell, wo die Grenzen journalistischer Freiheit in unserem Lande sind. Heller gibt seinen Kampf jedoch nicht auf. Gemeinsam mit Freunden kann er deshalb Erstaunliches bewegen.

Bittners spannender Roman ist eine Mahnung, rechtsradikale Umtriebe nicht zu verharmlosen, ein Plädoyer gegen Filz und Machenschaften, ein nachhaltiger Appel für einen unabhängigen Journalismus. Der Roman macht Mut, sich als Bürger zu engagieren und Mißstände aufzugreifen. Denn, schreibt Bittner: „Der Mensch ist das, wozu er sich macht“. Als Lektüre unbedingt zu empfehlen!