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Berichte aus dem Libanon

2017 habe ich einige Tage als Gast der Don Bosco Schwestern in ihrem Kloster in der libanesischen Kleinstadt Kahale verbracht. Kahale liegt auf einem Berg oberhalb von Beirut. Seine 11.000 Einwohner sind in ihrer überwiegenden Mehrheit Christen. Vom Kloster aus hat man einen guten Blick auf die libanesischen Hauptstadt, die in diesen Wochen von der israelischen Luftwaffe ununterbrochen bombardiert wird. Rund 5,5 Millionen Menschen leben im Libanon, darunter 1,5  Millionen syrische Flüchtlinge. Etwa 60% seiner Bewohner sind Moslems, 40% Christen. Seit 2019 befindet sich das Land in einer äußerst schweren Wirtschaftskrise. Dazu kommt jetzt noch die israelische Invasion mit ihren Bombardements!
Bernd Duschner

Nachfolgend einige Auszüge aus Schreiben von Schwester Lina Abou Naoum an unseren Verein:

26. September 2024  

Die Welt hat die schmerzlichen Ereignisse im Gazastreifen miterlebt. (…) Wir im Libanon haben Angst, ein zweites Gaza zu werden. Wir werden hier immer wieder von Invasionen heimgesucht, die Zerstörung, Terror und Vertreibungen mit sich bringen. (…). Wer zahlt den Preis dafür? Alle Libanesen und insbesondere die jungen Menschen verlassen das Land auf der Suche nach Sicherheit, finanzieller und familiärer Stabilität.

Schwester Lina Abou Naoum mit dem Bürgermeister von Kahale

27. September 2024  

Die humanitäre Krise verschärft sich. Die Familien haben Mühe, Essen auf den Tisch zu bringen, Kinder können nicht zur Schule gehen, und viele Menschen verlieren die Hoffnung auf die Zukunft. Es ist herzzerreißend, den Schmerz und das Leid in den Augen so vieler Menschen, vor allem der Kinder, zu sehen. (…). Jeden Tag sehe ich verzweifelte Gesichter: Kinder, die zur Schule gehen sollten und von einer besseren Zukunft träumen, sind stattdessen gezwungen, zu Hause zu bleiben. Die Eltern, die einst Hoffnungen für ihre Kinder hegten, haben nun Mühe, selbst das absolut Nötigste zu besorgen. Auf den Straßen herrscht Ruhe und die Bäckereien sind leer. Die Menschen haben Angst, Geld auszugeben, und Geschäfte schließen. Der Krieg hat auch verheerende Auswirkungen auf die Flüchtlinge, die vor den Kämpfen aus dem Süden und Westen Beiruts geflohen sind. Selbst Syrer, die seit Jahren in informellen Siedlungen ohne richtige Wohnungen, ohne Zugang zu medizinischer Versorgung und Schule leben, sind schockiert über die aktuellen Zustände im Libanon. Ihre Lage ist mit der Verschlechterung der Situation im Libanon noch prekärer geworden. 

Haus einer christlichen Famlie

Am 22. Oktober 2024:

Da Kahale nicht weit von Beirut entfernt ist, hören und sehen wir alle Explosionen und Bomben, die auf die südlichen Vororte von Beirut niedergehen. Wir hören ständig die Kampfflugzeuge und die Militär-Drohnen, die alles überwachen. Das hält  uns ständig in Angst. Weil die meisten Bombardierungen nachts stattfinden, verbringen wir unsere Nächte ohne Schlaf und im Stress. Die psychologische Belastung ist schrecklich, vor allem für die Kinder. Wenn man irgendein Geräusch hört, auch wenn es nichts mit den Bomben zu tun hat, ergreift jeden die Angst bis hin zur Panik. Die Unsicherheit beherrscht alle, die Ungewissheit darüber, was kommen wird, lässt jeden verzweifeln.

Von der Regierung wird nur für ein paar Stunden Strom zur Verfügung gestellt. Wir benutzen deshalb Generatoren, die viel Treibstoff benötigen und ständig gewartet werden müssen. Es gibt einen großen Mangel an Medikamenten, ganz zu schweigen von ihren hohen Preisen. Das gleiche Problem besteht bei der Milch für Kinder und dem Grundbedarf für Ernährung und Pflege für Babys usw. Es gibt ungefähr 1,5 Millionen Flüchtlinge, die ihre Städte im Süden und in der Bekaa-Tal verlassen haben. Sie sind auf sichere Orte verteilt und ihre Lage ist dramatisch. (…) 

Der verheerende Krieg hat im Libanon eine humanitäre Krise ungeheuren Ausmaßes verursacht. Die Not unserer  Menschen ist unvorstellbar groß (…). Wir appellieren an Ihre Bürger, uns zu unterstützen, um die dringenden Bedürfnisse unserer Bevölkerung abdecken zu können. Die Spender werden mit ihrer Großzügigkeit helfen, so dass lebenswichtige Güter wie Nahrungsmittel und Medikamente zur Verfügung gestellt und medizinische Versorgung und Schulunterricht zu gewährleistet werden kann. (…).

Nachdem wir einen ersten Betrag  für Lebensmittel und Arzneien geschickt  haben, schreibt uns Schwester Lisa Abou Naoum: 

24.Oktober 2024:

Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung der Bewohner in Kahaleh und unserer Flüchtlinge. Als ich das Geld abhob, traf ein Geschoss einer israelischen Drohne ein Auto auf der Hauptstraße in Kahaleh. Jetzt ist kein Ort mehr sicher! Leider leben wir in einem Tornado der Gewalt. Wenn Sie nur wüssten, wie viele Kriege ich als Kind bis heute miterlebt habe. Warum schaffen es diese Länder nicht, Frieden zu schaffen? Warum müssen wir unsere Häuser immer wieder neu aufbauen? Unser Leben? Unsere Gegenwart? Das sind Fragen, die unbeantwortet bleiben. 

Heute habe ich in der Heiligen Messe für Israel gebetet, damit dieses Volk versteht, dass sein Frieden vom Dialog mit seinen Nachbarn abhängt.

Das Brennendes Fahrzeug, das von einer israelischen Drohne beschossen wurde und über das Schwester Lina berichtet

Für unsere humanitäre Hilfe bitten wir um  Spenden auf unser Konto bei der Stadtsparkasse Pfaffenhofen:  Freundschaft mit Valjevo e.V.: IBAN DE06 7215 1650 0008 0119 91. 

Als gemeinnütziger Verein erstellen wir bei Angabe Ihrer Adresse gerne Spendenbestätigungen für Ihr Finanzamt