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Ein kolonialpolitischer Vernichtungskrieg

Manfred Weißbecker sprach zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Sowjetunion

„Kalkül und Wahn – ein Feindbild und der 22. Juni 1941“, hatte Professor Dr. Manfred Weißbecker seinen Vortrag zum 80. Jahrestages des Überfalls auf die Sowjetunion überschrieben. Am 22. Juni 2021 sprach er auf Einladung unseres Vereins im „Zentrum für Berufs- und Familienforschung“.

Der Krieg gegen die Sowjetunion, so Professor Manfred Weißbecker in seinem Diavortrag habe 27 Millionen Sowjetbürgern, darunter 15 Millionen Zivilisten ihr Leben gekostet. Er bezeichnete ihn als einen „Eroberungs-, Bereicherungs- und kolonialpolitischer Vernichtungskrieg“. Dies belegte er mit zahlreichen Zitaten aus Originaldokumenten. Ziel dieses Krieges, so Manfred Weißbecker, sei es gewesen, ein wirtschaftlich autonomes „Großgermanisches Reich“ zu schaffen. Diese Weltmacht sollte sich auf eine geografisch angeschlossene Kolonie in Osteuropa stützen können, die Getreide, Rohstoffe und billigste Arbeitskräfte liefern und als Anlageplatz für deutsches Kapital und als Absatzmarkt für deutsche Industrieprodukte dienen sollte. Die eigene russische Industrie sollte zerstört,  Städte wie Moskau und Leningrad „ausradiert“ werden, wie Joseph Goebbels in seinem Tagesbuch festgehalten hat. Weißbecker verwies auf die wirtschaftspolitischen Richtlinien vom 16. Juni 1941 („Grüne Mappe“). Dort heißt es unmissverständlich: „Soviel wie möglich Lebensmittel und Mineralöl für Deutschland zu gewinnen, ist das wirtschaftliche Hauptziel.“ Um Engpässe bei der Versorgung und mögliche Unzufriedenheit in der deutschen Bevölkerung während des Krieges so vermeiden, hatte der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Herbert Backe bei einer Tagung von Staatssekretären und Offizieren laut Protokoll am 2. Mai 1941 erklärt: „1. Der (am 1.9.1939 begonnene) Krieg ist nur weiterzuführen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Russland ernährt wird. 2. Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn das für uns Notwendige aus dem Land herausgeholt wird.“ Das Verhungern von Millionen Sowjetbürgern sei für die NS-Führung ein erwünschter „bevölkerungspolitischer Nebeneffekt“ gewesen. Bereits am 2. April 1941 hatte Alfred Rosenberg, Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, geschrieben, es müsse Platz für „die Ansiedelung einer mengenmäßig bedeutenden deutschen Bevölkerung“ gewonnen werden.“ Entsprechend habe der „Generalplan Ost“ mit dem „Generalsiedlungsplan“ vom September 1942 vorgesehen, rund 12 Millionen Deutschen, Volksdeutschen und skandinavischen „Ariern“ in einem 330.000 qkm großem Gebiet mit 360.100 landwirtschaftlichen Gütern anzusiedeln. Die dort lebenden Menschen sollten deportiert oder ermordet werden. Ein solcher Krieg, mit dem der „jüdische Bolschewismus“ ausgerottet werden sollte, sei nur mit einem zutiefst rassistischen Feindbild und unter Missachtung des Völkerrechts („Kommissarbefehl“, Einsatzgruppen zur Liquidierung von Führungskräften und der jüdischen Bevölkerung) zu führen gewesen. Dazu wurde die slawische Bevölkerung wurde als charakterlich hinterhältig und niederträchtig, biologisch und kulturell minderwertig dargestellt, zu deren Versklavung und Vernichtung man berechtigt sei.

Manfred Weißbecker appellierte abschließend, diesen Krieg und seine Opfer, zu denen auch Millionen Deutsche gehören, nicht zu vergessen. Mit Aufrüstung und Konfrontation gegenüber Russland sei Schluss zu machen. Für eine friedliche Zukunft sei eine Verständigung mit seiner Bevölkerung unumgänglich.