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Menschenwürdiger Lebensabend muss gesichert werden

Andre Schinck sprach über Pflegenotstand in der Altenpflege

Über den Pflegenotstand in der Altenpflege sprach am Samstag, den 25. September Einrichtungsleiter Andre Schinck bei uns zum Thema „Pflegenotstand in der Altenpflege“. Dank der sommerlichen Temperaturen konnte unsere Veranstaltung im Freien im Hof des „Zentrums für Berufs- und Familienförderung“ stattfinden.

Rund 4,1 Mio. unserer Bürger sind pflegebedürftig. 80% von ihnen werden zu Hause gepflegt, etwa 20% leben in Senioren- und Pflegeheimen. Eine solche Einrichtung mit 130 Betten leitet Andre Schinck seit 19 Jahren. Die Arbeit der Altenpfleger, so Schinck, ist körperlich anstrengend, in der Regel mit Wochenenddienst und überwiegend auch mit Schichtarbeit verbunden. Man müsse die Arbeit mit Menschen wollen und die entsprechende soziale Einstellung mitbringen, um sich für diesen Beruf zu entscheiden, der für unsere Gesellschaft so wichtig sei. Mit der steigenden Lebenserwartung sei die Zahl der Pflegebedürftigen seit 2005 um 25% gestiegen. Die Regierungen hätten es versäumt, rechtzeitig mit deutlich verbesserter Bezahlung, Arbeits- und Ausbildungsbedingungen für die erforderlichen zusätzlichen Pflegekräfte zu sorgen. Heute fehlten mindestens 100.000 Vollzeitkräfte in der Altenpflege. Das sei der Grund, weshalb die Arbeitsbelastung in diesem Bereich so groß sei. Wegen dieser hohen Belastung würden viele junge Auszubildende ihre Ausbildung abbrechen, sei der Krankenstand verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen sehr hoch und gingen viele ältere Pflegekräfte vorzeitig in Rente. Dazu komme noch die Abwerbung durch die Krankenhäuser, die Pflegekräften eine bessere Bezahlung bieten würden. Die Leidtragenden des Personalmangels seien letztlich unsere Pflegebedürftigen. In der anschließenden Diskussion ging es auch um die hohe Zahl von Sterbefällen in den Pflegeheimen während der Pandemie. Schinck wies daraufhin, dass viele Bewohner bereits ein sehr hohes Alter haben und durch Vorerkrankungen geschwächt sind. In vielen Einrichtungen habe Schutzausrüstung für das Personal im benötigen Umfang gefehlt. Er bezweifelte, ob das generelle Verbot des Besuchs von Angehörigen über lange Monate hinweg richtig gewesen sei und nicht vielmehr zu einer massiven Verschlechterung des Zustandes der Bewohner geführt habe. Abschließend wies Schinck daraufhin, dass sich der Pflegenotstand in Altenpflege noch verschärfen wird, wenn die Politik nicht konsequent dagegen steuere. Um den Beruf des Altenpflegers attraktiver zu machen, sei die Bezahlung und die gesellschaftliche Anerkennung deutlich zu verbessern. Zudem schlägt er vor, Quereinsteiger mit einer berufsbegleitenden und entsprechend bezahlten Ausbildung für diesen Beruf zu gewinnen. Bei allen Belastungen, die die Altenpflege mit sich bringe, dürfe man nicht übersehen, was man an Dankbarkeit von den Pflegebedürftigen zurückerhalte. Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass für unsere Alten und Pflegebedürftigen ein menschenwürdiger Lebensabend gesichert sein muss.