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Pfaffenhofener Schulbänke für Schüler in Valjevo

Ein neuer Hilfstransport – 20 Jahre nach dem Krieg

170 Schulbänke mit 250 Stühlen, Ausrüstung für den Sportunterricht und diverse technische Geräte aus Pfaffenhofen hat unser Verein „Freundschaft mit Valjevo“ Mitte März einer Grundschule in der serbischen Stadt Valjevoüberbracht.  Schulleitung, Lehrer und Kinder haben sich darüber sehr gefreut.

Denkmal zur Erinnerung an den Piloten Milenko Pavlovic. Er wurde am 4. Mai 1999 im Kampf gegen ein Nato-Geschwader über Valjevo abgeschossen.

Die Schulmöbel waren ein Geschenk unserer Grundschule Niederscheyern, die technische Geräte von unserer Berufsschule bzw. diversen  Firmen, die Sportausrüstung hatten wir aus Spendengeldern selbst finanziert. Empfänger war die Grundschule Nikolaj Velimirovic in Valjevo. An dieser Schule mit 28 Klassen und 670 Schülern unterrichtet Frau Bojana Vukotic Deutsch. Sie hatteunsere Stadt bereits mehrfach mit Schülergruppen besucht und um diese Hilfe gebeten. Inzwischen konnten eine Reihe von Klassen mit diesen Schulmöbeln ausgestattet werden. Unterricht und die Sportstunden machen jetzt deutlich mehr Spaß, wie die Kinder berichteten.  

Serbien ist heute ein armes Land. Zwar liegt der Luftkrieg der Nato, der am 24. März 1999 begann, mittlerweile 20 Jahre zurück. Von den Folgen der 1992 gegen das Land über Jahre hinweg verhängten Wirtschaftssanktionen und den78 Tagen schwerer Bombardierungen 1999 hat sich Serbien bis heute nicht wirklich erholt. Während unsere Medien in Deutschland den 20. Jahrestag der Aggression der Nato weitgehend stillschweigend übergangen haben, war er während unseres Besuches in Serbien über Wochen hinweg das bestimmende Thema für Fernsehen, Rundfunk und die Bevölkerung. Bei den Bomben- und Raketenangriffen wurden neben zahlreichen zentralen Brücken, Heizkraft- und Elektrizitätswerken ein Großteil der Industrie, darunter u.a. das größte Automobilwerk und der größte Land- und Baumaschinenhersteller auf dem Balkan, „Zastava“ in Kragujevac bzw. „14. Oktober“ in Krusevac, die Raffinerien und Petrochemie in Pancevo und Novi Sad weitgehend zerstört. Hunderttausende Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz und Lebensgrundlage.Die Märkte der zerbombten Unternehmen wurden anschließend von ausländischen Firmen übernommen. Bei diesem Krieg setzte die Nato im großem Umfang Geschoße mit hochtoxischem Uran ein, so dass Serbien heute die höchste Rate mit bösartigen Tumoren in Europa hat. Laut dem Serbischen Institut für öffentliche Gesundheit ist die Zahl der Menschen, die an Leukämie und Lymphom leiden, in den letzten 10 Jahren bereits um 110%, die Zahl der Todesfälle um 180% gestiegen. Die Zahlen wachsen weiter. Eine Entschädigung für die Zerstörungen durch die Aggression der Nato und ihre Folgen hat Serbien bis heute nicht erhalten. 


Zentrales Problem für die Bevölkerung ist die seit vielen Jahren anhaltend hohe Arbeitslosigkeit (2017: 32,8% bei Jugendlichen unter 25 Jahren) und die äußerst niedrigen Löhne ( Durchschnittsverdienst : 416 EUR). Viele serbische Bürgererwarten auch für die kommenden Jahre keine grundlegende Verbesserung. Infolgedessen hat die Auswanderung ein beängstigendes Ausmaß angenommen. 650.000 Menschen haben seit 2000 das Land verlassen. Nach einer jüngsten Galup-Umfrage möchten das 46% der jungen Serben im Alter zwischen 15 und 29 Jahren tun. Auch in Valjevo boomen Privatschulen, die Erwachsenen als Vorbereitung Intensivkurse für Deutsch anbieten. Bereits jetzt fehlen dem Land Fachkräfte im Gesundheitswesen, im Transportwesen und bei Verkehrsbetriebe, in der Bauwirtschaft und ausgebildete Handwerker.

Menjacica. Eine von 40 (!) Wechselstuben in Valjevo: Die Bevölkerung hat wenig Vertrauen in die eigene Währung und legt Geld zum Sparen in EUR an.

Auf großes Interesse an vertiefter Zusammenarbeit stießen wir bei vielen Künstlern:  So würde die „Moderne Galerie“ gerne Bilder ihres weltberühmten surrealistischen Malers Ljuba Popovic bei uns zeigen. Popovic hat in ValjevoGrundschule und Gymnasium besucht und in Paris gearbeitet. Der Schriftsteller Dusan Spasojevic möchte sein Theaterstück „Absterben“ (Odumiranje), eine ergreifende Familiengeschichte, bei uns gespielt sehen: Ein junger Serbe willsein halbverwaistes Heimatdorf verlassen und Grundstücke verkaufen, um in die Schweiz zu immigrieren und einen Neubeginn zu finanzieren. Das Stück wurde bereits auf deutschen Bühnen aufgeführt, ist in mehreren Sprachen verfilmt und wird heuer auf Festfestivals in wie in Cottbus und beim Neisse-Film Festival gezeigt. Vielleicht können wir einige ihrer Vorschläge realisieren.