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Auszug aus dem Buch „Schamland“ von Stefan Selke
Der Soziologe Dr. Stefan Selke ist Professor an der Hochschule Furtwangen. Seit 2006 beschäftigt er sich mit der modernen Armenspeisung in Suppenküchen und bei Tafeln. Er „kritisiert, dass die Politik den Sozialstaat immer mehr beschneidet und dessen im Grundgesetz verankerte Aufgaben an ehrenamtliche und private Organisationen delegiert. Tafeln, Suppenküchen, Kleiderkammern und Co. wurden so zum Motor einer neuen Armutsökonomie. Während die Mildtätigen sich selbst feiern, werden die Empfänger zu Menschen zweiter Klasse degradiert.“
In seinem soeben im Econ-Verlag erschienen neuen Buch „Schamland. Die Armut unter uns“, Preis 18 EUR, berichtet Stefan Selke auch über seinen Besuch 2011 in einer bayerischen „Sammelstelle für Asylbewerber“. Nachstehend der Auszug aus diesem Buch. Wir bedanken uns bei Autor und Verlag, die uns den Abdruck genehmigt haben.
Schamland
Die Armut mitten unter uns
Im Lager der Unerwünschten
Essen ist ein Ritual, Nahrungsmittel sind auch Symbole und beides zusammen Politik. Der vorhandene oder nicht vorhandene Zugang zum Lebensnotwendigsten ist Ausdruck gesel1schaftlicher Teilhabe oder der Verhinderung dieser Teilhabe.
An keinem anderen Ort wird Teilhabe so systematisch verhindert wie in Sammelstellen für Asylbewerber.
Inmitten der wunderschönen bayerischen Frühjahrsidylle besichtige ich eine solche Sammelstelle, Von den dort lebenden Menschen nur »das Lager« genannt. Das Lager befindet sich in einer ehemaligen Kaserne. Vom Schloss der Stadt aus ist man in ein paar Minuten zu Fuß dort. Wenn man möchte. Aber wahrscheinlich verirren sich nur sehr wenige Touristen in diesen Teil der Stadt, ins Lager, dorthin, wo die Lebensreisen von rund 500 Menschen vorläufig enden. Es ist ein Un–Ort, den man besser verdrängt, vergisst oder einfach meidet. Am Rande des halb verfallenen Spiel- und Bolzplatzes, der an den Stirnseiten von Fußballtoren ohne Netze begrenzt wird, stehen große Müllcontainer und zwei sonderbare Bäume.
Mächtige Bäume irgendwann einmal, Pappeln vielleicht, aber ohne Äste oder Blätter. Alles, was wachsen kann, wurde abgesägt. Die Bäume bestehen allein aus ihrem Stumpf. Man kann nur hoffen, dass sie in diesem Zustand überhaupt lebensfähig sind. Sie sehen nicht aus wie Bäume, eher wie Skulpturen — eine Metapher für das Leben im Lager. Nichts soll b1ühen,nichts darf wachsen. Überleben ja. Leben nein. Im Lager der Unerwünschten werden nach den Regeln einer kaum nachvollziehbaren geopolitischen Logik die Biographien der dort befindlichen Menschen verstümmelt.
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