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Über die eigene Verantwortung nachdenken

Am 22.11.2021 hat der „Donaukurier“ unter der Überschrift „Über die eigene Verantwortung nachdenken“ einen Leserbrief von Bernd Duschner zu den Flüchtlingen an der polnisch-weißrussischen Grenze veröffentlicht:

Die Zahl der Flüchtlinge, die in die EU drängen, wächst. Laut dem „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“ wurden in diesem Jahr bis einschließlich Oktober bereits 115.000 Erstanträge auf Asyl gestellt. Die größte Gruppe bilden  die Syrer mit 45.000 Flüchtlingen, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 52,8%. Es folgen Afghanen und Iraker. Seit über 5 Jahren unterstützt unsere  Friedensgruppe „Freundschaft mit Valjevo“ in Pfaffenhofen das Italienische Krankenhaus der Don – Bosko Schwestern in Damaskus. Auch dieses Krankenhaus haben in den letzten Wochen drei Ärzte verlassen, um für sich und ihre Familien eine Zukunft im Ausland zu finden. Die Leiterin, Schwester Carol Tahhan, hat uns die Gründe erläutert:

Zwar wird in Syrien nicht mehr gekämpft. Nach wie vor aber halten USA und EU an ihren Wirtschaftssanktionen gegen das Land fest. Sie verhindern, dass Syrien notwendige Wirtschaftsgüter zum Wiederaufbau und für die Versorgung seiner Bevölkerung importieren kann. Sie unterbinden technische Hilfe und Investitionen in dem Land, das sich nach 10 Jahren Krieg in größter Not befindet. Der UN-Generalsekretär hatte angesichts der aktuellen Pandemie die Aufhebung der Sanktionen gefordert. Trotzdem hat die EU sie weiter verlängert. Im Herbst 2019 haben US-Truppen zudem die wichtigsten Ölquellen im Osten des Landes besetzt, wohl wissend, dass die syrische Kraftwerke ohne dieses Öl die Bevölkerung nur stundenweise mit Strom versorgen können. Heute, so das Welternährungsprogramm der UNO, leiden 60% der syrischen Bevölkerung Hunger, das sind 12,4 Millionen Menschen. Wie uns Schwester Carol Tahhan schreibt, gibt es selbst in Damaskus seit Monaten nur wenige Stunden Strom, keinen Treibstoff, kein Heizöl. Die Lebensmittelpreise haben sich in den letzten 12 Monaten verdoppelt, Gemüse, Obst oder gar Fleisch sind für die meisten Syrer unerschwinglich teuer geworden. Müssen wir uns wundern, wenn sie versuchen, dem Elend zu entkommen? Die Bundesregierung ist empört, wenn Drittstaaten die Flüchtlinge nicht aufhalten. Den Balken im eigenen Auge will sie nicht sehen. Sie sollte über die eigene Verantwortung nachdenken und Konsequenzen ziehen: Schlussmachen mit Militärinterventionen in fremde Länder und mit den Wirtschaftssanktionen, die nur Elend und damit Flüchtlinge produzieren.