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Wie die Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben werden

Frau Dr. Baumann berichtete über das Leben im Westjordanland

Von Januar bis Anfang April 2015 hat Dr. Angelika Baumann für den Weltkirchenrat das Westjordanland besucht. Seit 1967 sind diese palästinensischen Gebieten von Israel besetzt. Am vergangenen Samstag berichtete Frau Baumann im Rathaussaal vor rund 70 Besuchern sehr eindrucksvoll mit vielen Dias und Informationstafeln über ihre Beobachtungen.

Nachdem die israelischen Soldaten und die Bulldozer abgezogen sind; zurück bleiben die Überreste einer kleinen palästinensischen Ansiedlung im nördlichen Jordantal, in der etwa 50 Menschen leben."
Nachdem die israelischen Soldaten und die Bulldozer abgezogen sind; zurück bleiben die Überreste einer kleinen palästinensischen Ansiedlung im nördlichen Jordantal, in der etwa 50 Menschen leben.

2,8 Millionen Palästinenser leben im Westjordanland. Seit 1967 wird es von Israel besetzt gehalten. Das Land, so Frau Baumann, ist seit dem Oslo – Abkommen 1995 in drei Zonen aufgeteilt: Zone A mit den Städten Nablus, Ramallah, Bethlehem und Jericho steht offiziell vollständig unter ordnungs- und sicherheitspolitischer Verwaltung der Palästinenser. Zone B wird ebenfalls durch die Palästinenser verwaltet, die Sicherheitspolitik muss jedoch zwischen israelischen und palästinensischen Behörden abgestimmt werden. Auch in diesen beiden Zonen, die 40% der Fläche des Westjordanlandes umfassen und in denen 90% der Palästinenser leben, ist das israelische Militär präsent, z.B. in Form nächtlicher Razzien, Hausdurchsuchungen, Patrouillen. Zone C mit dem fruchtbaren und ertragreichen Jordantal und Gebieten im nördlichen Teil des Toten Meeres wird wird ausschließlich vom israelischen Militär kontrolliert. Es ist mit 60% der größte Teil des besetzten Landes. Zwischen den drei Zonen haben die Israelis eine Vielzahl von Kontrollpunkten und Straßensperren errichtet, die Reisen für die Palästinenser sehr zeitraubend machen und ihre Wirtschaft in ihrer Entwicklung stark behindern. Frau Baumann, die in Jericho im Jordantal eingesetzt war, berichtete von gezielter und gewaltsamer Vertreibung der einheimischen Beduinenbevölkerung. Häufig musste sie erleben, wie auf Anordnung des israelischen Militärs Wasserleitungen, Brunnen, Häuser und Zelte der palästinensischen Bevölkerung zerstört wurden. Obwohl die Genfer Konvention es einer Besatzungsmacht ausdrücklich verbietet, ihre eigene Bevölkerung in besetzten Gebiete anzusiedeln, hätte Israel mittlerweile 150 solcher Siedlungen und 100 Vorposten für weitere Siedlungen im Westjordanland errichtet. Diese Orte sind ausschließlich für jüdische Israelis bestimmt und untereinander durch weiträumig gesicherte Straßen verbunden, die allein sie benutzen dürfen. In diesen Siedlungen wohnten mittlerweile etwa 540.000 jüdische Israelis. Nach Auffassung von Frau Dr. Baumann ist es das Ziel der israelischen Regierung, die palästinensische Bevölkerung langfristig völlig aus der Zone C zu vertreiben. Die Zone ist für Israel aus wirtschaftlichen Gründen und insbesondere für seinen Export von großem Interesse. Sie ist aber auch für die Palästinenser wegen ihrer exzellenten wirtschaftlichen Bedingungen von großer Bedeutung. Ohne sie wäre ein zukünftiger palästinensischer Staat, so Frau Baumann, nicht lebensfähig und kann es ihn auch niemals geben.