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Schlagwort: Fulvio Grimaldi

Unter den Bomben der Nato: Reisebericht aus dem Libyen Ghaddafis

Tripolis, schönes, geliebtes Land

Die libysche Bevölkerung leistet entschlossenen Widerstand gegen die NATO- Aggression. Ihre Frage lautet: „Warum tun sie uns das an?“

von Fulvio Grimaldi

Der italienische Journalist Fulvio Grimaldi hat in seiner 40-jährigen beruflichen Laufbahn für Radio BBC, verschiedene Zeitungen und seit 1986 für das staatliche italienische Fernsehen RAI gearbeitet. Nach Auseinandersetzungen über den Krieg gegen Jugoslawien verließ er die RAI. Der Internationalist, der Solidarität mit den Völkern der Dritten Welt und allen Unterdrückten ernst nimmt und praktiziert, hat zahlreiche Dokumentarfilme gedreht, u.a. über die Nato-Aggression gegen Jugoslawien 1999, über den Kampf des palästinensischen Volkes, das Embargo und die Invasion im Irak. Im April 2011 reiste Grimaldi über Tunesien zusammen mit einer Gruppe British Civilians for Peace nach Libyen ein. Nachfolgend, nur unwesentlich gekürzt, sein Bericht, den er am 22. April unter dem Titel „Tripoli, bel suol d`amore“ auf seiner Page „MONDOCANE“ veröffentlicht hat.1 Bernd Duschner vom Verein Freundschaft mit Valjevo, Pfaffenhofen, hat diesen Text für uns übersetzt. Fulvio Grimaldi hat aktuell in Libyen gedreht und zeigt diesen Film am 23. Juli 2011 im CineradoPlex, Pfaffenhofen. Der Titel seines Artikels Tripoli, bel suol d’amore erinnert an das Lied der italienischen Kolonisatoren bei ihrem Überfall auf Tripolitanien im Jahre 1911.

Dieses Mal haben wir es geschafft, nach Libyen zu reisen und auch wieder zurückzukommen. Ich gebrauche das „wir“ nicht im Sinne eines Pluralis Majestatis, sondern meine damit mich und meine AK-47, eine Kalschnikow mit dem Namen Sony. Statt auf Dinge zu schießen, fängt sie diese ein und hält sie auf Bildern fest, damit die Wahrheit auf die Lügen, die weltweit verbreitet werden, wie schwefeliger Hagel niederprasseln kann. Diese Lügen haben eine Welt von Maulhelden, Fettsäcken, linken Schurken, Feiglingen, insgeheim Zustimmenden dazu gebracht, teilnahmslos, mit vorgetäuschter Besorgnis oder ein wenig Bauchschmerzen, zuzuschauen, wie ein großes Land zerstört, ein Führer, der besser ist als jeder andere in der heutigen arabisch-afrikanischen Welt und in keiner Weise verglichen werden kann mit dem Bodensatz, der die „internationale Gemeinschaft“ regiert, dämonisiert wird, und wie der Angriff auf das Leben eines souveränen und freien Volkes erfolgt. Mein „wir“ bezieht sich vor allem auf die großartigen britischen Bürger – British Civilians for Peace in Libya. Sie sind als Erste aufgebrochen, als menschliche Schutzschilder, um die tatsächlichen Fakten zu erforschen und um als Kämpfer für den Frieden die Dreckflut aus Komplizentum, Falschinformation, kolonialistischer Brutalität und eurozentrischem stillschweigendem Mitmachen zu durchbrechen. Sie wollten ein sichtbares Zeichen setzen. Sie wollten sich wenigstens für einige Zeit neben die Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder stellen, die Widerstand leisten und nach dem Willen des Imperialismus von Obama bis Rossana Rossanda2 dem Tod geweiht sein sollen.

Als am 17. Februar die Revanchisten des besiegten Kolonialismus den Arabischen Frühling mit der Blüte der Pfirsiche zur Tarnung missbrauchten und ihren Hilfstruppen in Benghazi das Signal für den Staatsstreich gaben gegen die letzte Festung, die noch von der ersten Welle der Befreiungsbewegungen steht, habe ich sofort meine Sony eingepackt und ein Visum für Libyen, für Tripolis, beantragt. Der Botschafter in Rom war einer aus dem halben Dutzend Renegaten und Gekauften des libyschen Establishment, die sich auf die Seite geschlagen haben, die ihnen Vorteile verspricht: „Wenn du nach Benghazi willst, bekommst du das Visum sofort. Tripolis kommt nicht in Frage.“ In Benghazi, unter den Gurgelabschneidern der CIA-Truppe namens Al Kaida, die von den US-Missionen in Bosnien, Afghanistan, Tschetschenien und tausend anderen Orten imperialistischer Provokationen zurückgekehrt sind, unter hirnverbrannten und sich für gerissen haltenden Monarchisten, Terroristen der westlichen Geheimdienste, ägyptischen Söldnern, libyschen Emigranten, die nach Jahrzehnten Ausbildung und Konspiration mit CIA und MI6 zurückgekommen sind, da fühlt sich ein guter Teil der blutsverwandten westlichen Presse zu Hause. 

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