20 Jahre nach dem Krieg ist Serbien ein bitterarmes Land
Einen Sattelzug mit Hilfsgütern aus Pfaffenhofen wird unser Verein in der letzten Februarwoche in die serbische Stadt Valjevo zu bringen. Frau Bojana Vukotic, die dort an einer Grundschule Deutsch unterrichtet und ihr Direktor hatten uns in einem Schreiben um Schulmöbel, Computer, Sportgeräte für den Turnsaal, Bücher und Zeitschriften für den Unterricht in Deutsch und Englisch gebeten. Knapp 20 Jahre liegt der Krieg der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien zurück. Er begann am 24. März 1999 mit der massiven Bombardierung von Belgrad und weiterer serbischer Städte. Größere Teile unserer Bevölkerung waren damals damit nicht einverstanden. In Pfaffenhofen erschien in unserer Lokalzeitung, dem Pfaffenhofener Kurier“ ein Appell von über 100 Bürgern, die Bombardierungen zu beenden und zum Verhandlungstisch zurückzukehren. Unterzeichnet war der Appell, der als einziger dieser Art in Deutschland die Unterschrift eines 1. Bürgermeister trägt, u.a. vom damaligen Bürgermeister Hans Prechter (CSU), SPD Fraktionsvorsitzenden Klaus Herber und weitere Stadträten seiner Fraktion wie Erika Thalmeier, Reinhard Haiplick (ÖDP) und Roland Dörfler Grüne). Wenige Monate nach Beendigung des Krieges, am 4. Oktober 1999, konnten wir bereits mit unseren ersten Hilfstransport aus Pfaffenhofen Medikamente, medizinisches Gerät, Lebensmittel und Kleidung in die stark bombardierte serbische Stadt bringen.
Einen solchen Transport stellen wir in diesen Tagen erneut zusammen. Die Güter sind für verschiedene Einrichtungen, darunter für eine Grundschule in Valjevo mit 650 Kindern bestimmt, an der Bojana Vukotic unterrichtet. Die junge Frau hatte sich nach einem einwöchigen Besuch mit einer Schülergruppe in Pfaffenhofen vor einigen Jahren entschlossen, Deutschlehrerin zu werden. In Serbien gehen alle Kinder 8 Jahre gemeinsam in die Grundschule, danach erst folgen Gymnasium oder andere berufsorientierende Schulen. Wichtiger Teil der Ladung werden neben neu gekauften Sportgeräten auch Schulmöbel sein, die die Grundschule Niederscheyern uns zur Verfügung gestellt hat.
Serbien hat sich vom Zerfall Jugoslawiens, langjährigen Wirtschaftsanktionen ab 1992 und den Folgen der schweren 78 Tage währenden Bombardierungen durch die Nato 1999 bis heute nicht wieder erholt. Damals wurden große Teile seiner Infrastruktur und Industrie, so u.a. seine Fahrzeugindustrie in Kragujevac, seine Petrochemie und Ölraffinerien in Pancevo und Novi Sad, seine Elektrizitätswirtschaft und zahlreiche weitere Betriebe stark beschädigt bzw. völlig zerstört. Die Schäden durch die Bomben betrugen mehr als 30 Mrd. Dollar. Eine Entschädigung hat das Land nie erhalten, die verantwortlichen Politiker und Militärs für diesen völkerrechtswidigen Angriffskrieg wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen.
Heute zählt Serbien zu den ärmsten Ländern Euroas. Das Durchschnittsgehalt beträgt netto 390 EUR, der Großteil der Beschäftigten bezieht nur das Mindesteinkommen von 215 EUR. Dementsprechend schwierig ist die Lage auch an den dortigen Schulen.