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Ohne Strom, ohne Heizöl, ohne Treibstoff

Karin Leukefeld über das Leben im heutigen Syrien

Einen großen Teil des Jahres verbringt Karin Leukefeld in Syrien. Als freie Journalistin und Auslandskorrespondentin berichtet sie seit 2005 von dort für deutschsprachige Zeitungen und Sender. Am Sonntag, den 10. Juli, sprach sie auf einer Veranstaltung unseres Vereins im „Zentrum für Berufs- und Familienförderung“.

Karin Leukefeld

Syrien, so Leukefeld, hat eine sehr günstige Lage. Es liegt direkt am Mittelmeer in einer Region, wo sich seit dem Altertum Verkehrswege aus Asien nach Europa, und von Afrika nach Europa kreuzen. Als sie 2005 zum ersten Mal nach Syrien kam, sei es ein aufstrebendes Land gewesen, das mit seinen reichen Kulturschätzen auch viele Touristen anzog. Heute nach einem Jahrzehnt Krieg herrsche dort bittere Armut. Nur etwa 70% des Landes werde von der syrischen Regierung in Damaskus kontrolliert. Die Region Idlib im Nordwesten werde von Dschihadisten, Teile im Norden von der Türkei, der Nordosten von den kurdischen demokratischen Kräften beherrscht, die militärisch mit den USA zusammenarbeiten. Leukefeld sieht die Gefahr, dass sich die Teilung des Landes verfestigt. So werde in den Schulen in den Gebieten unter türkischer Herrschaft nach türkischen, im Nordosten nach kurdischen Lehrplänen unterrichtet. Unter der Aufsplitterung des Landes leide die Wirtschaft. Die syrische Industrie sei jetzt von den Regionen abgeschnitten, aus denen sie vorher ihre Rohstoffe wie Baumwolle, Getreide und Öl bezogen hat. Dazu komme, dass US- Truppen die wichtigsten Ölfelder besetzt halten, so dass Strom, Heizöl und Treibstoff extrem teuer und kaum zu bekommen sind. Unverändert halten USA und EU zudem an ihren Sanktionen fest. Sie unterbinden den Import wichtiger Güter, unterbinden Investitionen und jede Kreditaufnahme für den Wiederaufbau des Landes. Keine Wiederaufbauhilfe, keine diplomatischen Beziehungen, keine Aufhebung der Sanktionen seien nach Josep Borrell, dem „Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik“ , die roten Linien der EU. Ohne einen Wiederaufbau aber wird das Elend in Syrien bleiben und die Millionen Syrer, die bereits über Jahre hinweg unter elenden Bedingungen in Flüchtlingslagern im Libanon, Jordanien und der Türkei ausharren, werden nicht zurückkehren. In diesen Flüchtlingslagern außerhalb Syriens, so Leukefeld, erhielten sie über den UNHCR zumindest eine Minimalversorgung. Es seien leider geostrategische Überlegungen, Öl und Gas, die die Politik der EU bestimmten, die Menschen der Region und ihre Bedürfnisse spielten für die Entscheidungen der EU dagegen keine Rolle.
Auf Unterstützung von außen für sein Überleben ist auch das „Italienische Krankenhaus“ in Damaskus angewiesen, das wir seit mittlerweile 6 Jahren unterstützen. Frau Leukefeld hat es vor wenigen Wochen wieder besucht. Dank Spenden, die unser Verein gesammelt hat, konnten wir nach dem generalüberholten Computertomographen im vergangenen Jahr jetzt eine Reihe neuer Krankenhausbetten finanzieren. Für die Weiterführung unserer humanitären Arbeit bitten wir um Spenden auf unser Konto bei der Sparkasse Pfaffenhofen, IBAN DE 06 7215 1650 0008 0119 91, Stichwort „Krankenhaus Damaskus“.