Serbische Schüler tief beeindruckt von Herzlichkeit und Gastfreundschaft
Es waren wunderschöne Tage, so die Jugendlichen aus Valjevo, über ihren Aufenthalt vom 7. bis 14. Juli 2019 in unserer Stadt. In diesen 8 Tagen waren sie bei örtlichen Familien untergebracht, die sich liebevoll um sie kümmerten. Die Familien hatten wir über die Lokalzeitung gefunden.
Begonnen haben wir mit der Organisation von Schülerbesuchen aus Valjevo in Pfaffenhofen im Frühjahr 2000: Bei einem Hilfstransport in die serbische Stadt wurden wir von Schülern gefragt, ob wir für sie eine Reise nach Deutschland organisieren könnten. Das war nicht einfach! Damals wurden in Deutschland für Bürger Serbiens keine Visa ausgestellt. Nach längeren Bemühungen erhielten wir schließlich im deutschen Konsulat in Belgrad Visa und brachten Ostern 2000 12 Schüler des dortigen Gymnasiums mit 2 Lehrkräften nach Pfaffenhofen. Im Ingolstädter Fernsehen konnten sie über die Schrecken der Nato- Luftangriffe berichten. Seitdem haben wir jedes Jahr eine Schülergruppe aus Serbien zu uns eingeladen. Es ging uns darum, das Zerrbild über das serbische Volk als Folge der Kriegshetze abzubauen und im Rahmen unserer Möglichkeiten als lokale Friedensgruppe eine kleine Wiedergutmachung zu leisten. Mittlerweile haben nahezu 350 Jugendliche aus Valjevo auf diesem Weg unsere Stadt und unser Land kennengelernt.
Unsere diesjährigen 16-18 jährigen Gäste besuchen in Valjevo das Gymnasium bzw. eine der berufsvorbereitenden Mittelschulen. Für sie hatten wir ein umfassendes Programm vorbereitet. Es sollte ihnen einen kleinen Einblick in Schule, Berufsausbildung und Arbeitswelt, das wichtige Thema Umwelt und die jüngere Geschichte unseres Landes geben. Gleich am ersten Tag informierten sie Jugendvertreter bei AUDI in Ingolstadt über die Berufsausbildung, zeigten ihnen Lehrwerkstatt und Produktion. Die serbischen Schüler erfuhren zudem, welche wichtige Rolle aktive Jugendvertreter für gute Arbeitsbedingungen, für das Betriebsklima und als Ansprechpartner ihrer Alterskollegen spielen. Im Pfaffenhofener Gymnasium durften sie für einen Tag den Unterricht besuchen. Dort gefiel ihnen besonders, dass es keine starren Vorschriften für die Schulkleidung gibt, eine entspannte Atmosphäre herrscht und die Schüler, so ihr Eindruck, stärker zu eigenständigem Lernen motiviert werden. Schuhe sind für uns alle etwas ganz Alltägliches. Dass hinter ihrer Herstellung Hunderte von Arbeitsschritten, sorgfältige, anstrengende Arbeit und eine hocheffiziente Organisation steckt, konnten die Jugendlichen bei einer Betriebsführung in der Firma Lowa in Jetzendorf sehen.
In ärmeren Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit wie Serbien hat das Thema „Erhalt unserer Umwelt“ verständlicherweise nicht die Bedeutung wie bei uns. In der Umweltbildungsstätte und Freilichtmuseum „Haus im Moos“ in Karlskron wurde unseren Besuchern erläutert, wie die einfache Bevölkerung dort vor 100 Jahren lebte und warum heute der Erhalt von Umwelt und Artenvielfalt so wichtig ist. Stadtrat Manfred „Mensch“ Meier übernahm es, ihnen bei einem Stadtrundgang zu zeigen, was in Pfaffenhofen getan wird, um Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu schaffen, die Luftverschmutzung zu reduzieren und auf regenerative Energieverbrauch umzusteigen. Zuvor hatte in Vertretung unseres 1. Bürgermeisters Thomas Herker, der sich auf Dienstreise befand, seine Stellvertreter Roland Dörfler die Schüler im Rathaus empfangen und an sie kleine Geschenke, darunter Freikarten für unser Freibad, verteilt.
Tagesausflüge zu den bayerischen Großstädte München, Nürnberg und Regensburg mit ihren vielfältigen Sehenswürdigkeiten rundeten das Programm ab. Besonders beeindruckten die serbischen Jugendlichen die mittelalterliche Stadtmauer, Kaiserburg und das Albrecht-Dürer-Haus in Nürnberg, die Steinerne Brücke über die Donau und der Besuch im neu errichteten „Haus der Bayerischen Geschichte“ in Regensburg, die Aussicht vom Kirchenturm St. Peter, „Stadtmuseum“ und der Viktualienmarkt in München. Zum Programm für die Schüler gehörte ferner ein Besuch des Konzentrationslagers in Dachau. Die Nationalsozialisten hatten es nach ihrer „Machtergreifung“ bereits im März 1933 errichtet, um jeden Widerstand gegen ihre Terrorherrschaft, Aufrüstung und Kriegspolitik im Keim zu ersticken. Auch serbische Gefangene wurden während des Krieges nach Dachau deportiert. Seit den 90er Jahren war das serbische Volk erneut Opfer ethnische Säuberungen, so in Kroatien (Operation Oluja 1995) und im Kosovo. Dort wurden nach dem Nato-Einmarsch rund 250.000 Serben, Roma und Juden vertrieben. Für die Jugendlichen aus Valjevo war der Besuch in Dachau deshalb ein besonders beklemmendes Erlebnis.
Der ganze Dank der Schüler am Ende der informativen und ereignisreichen Tage aber gehörte den Gastfamilien, die sie bei sich aufgenommen und alles getan haben, damit es für sie „unvergesslich schöne Tage“ wurden.
Für die Finanzierung des Schülerbesuchs, die unser Verein „Freundschaft mit Valjevo“ übernommen hat, bitten wir um Spenden auf unser Vereinskonto bei der Sparkasse Pfaffenhofen, IBAN DE06 7215 1650 0008 0119 91.
Es folgen zwei Berichte des lokalen Fernsehens in Valjevo:
TV Valjevo Plus: Hier klicken für den Bericht auf TV Valjevo Plus