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Wir sind nicht mehr der Nabel der Welt

Leserbrief vom Bernd Duschner erschienen im Donaukurier am 31.Juli.2023

Die Zeiten, in denen der Westen mit USA und EU der übrigen Welt mit Wirtschaftssanktionen und militärischen Mitteln seine Vorstellungen diktieren konnte, sind mit dem Aufstieg der BRICS-Staaten endgültig vorbei. Das hatten bereits Syrien und das Fiasko des Afghanistan-Krieges gezeigt und wiederholt sich heute im Krieg um die Ukraine. Großspurig hatten zu Beginn des Krieges von der Leyen und Bärbock verkündigt, man werde Russland mit Wirtschaftssanktionen, mit dem Verzicht auf sein kostengünstiges Öl und Gas, in die Knie zwingen. Mittlerweile wurde das 11. (!) Sanktionspaket geschnürt. Die russische Wirtschaft mit ihrem Reichtum an Rohstoffen, Energie und Lebensmitteln zeigt sich als stabil. Sie wächst sogar in diesem Jahr. Unser eigenes Land aber befindet sich in der Rezession, die Realeinkommen von Beschäftigten und Rentnern sinken, massiver Sozialabbau droht. Gescheitert sind die Sanktionen gegen Russland auch deshalb, weil sich Lateinamerika, Afrika, die arabische Welt und Asien nicht beteiligen und ihren Handel mit Russland sogar ausbauen. Und die Abermilliarden für  Waffenlieferungen und die Ausbildung ukrainischer Soldaten? Ein Blick auf Bevölkerungsgröße, Wirtschaftskraft und militärischer Stärke von Ukraine und Russland zeigt, wie realitätsfremd die Vorstellung ist, die ukrainischen Truppen könnten die russische Armee trotz deren völliger Luftherrschaft aus den besetzten Gebieten vertreiben. In diesen östlichen und südlichen Regionen spricht die Mehrheit der Bevölkerung russisch, fühlt sich kulturell und durch ihre Kirchenzugehörigkeit Russland verbunden. Es war ein schwerer Fehler der Regierung Zelensky, Russisch als Amtssprache zu verbieten und der russischen Minderheit ihr die im Minsk-2 Abkommen zugesagten Autonomierechte zu verweigern. Soll die Ukraine nicht völlig ausbluten und das Land durch die Zerstörung seiner Infrastruktur und Vergiftung seiner Böden und Umwelt unbewohnbar werden, braucht es umgehend Frieden. Wer aber Frieden will, muss bereit sein, sich in die Situation der anderen Seite hineinzuversetzen. Russland empfindet eine Nato-Mitgliedschaft, die Stationierung von Nato-Truppen und Raketen in der Ukraine ebenso als tödliche Gefahr wie die USA 1962 die  Stationierung russischer Raketen auf Cuba empfunden haben. Es ist höchste Zeit das zu akzeptieren oder wollen wir wirklich in einen Dritten Weltkrieg schlittern ?