Dr. Mortasawi zeigte das andere Gesicht seines Heimatlandes
Die landschaftlichen Sehenswürdigkeiten des Iran, seine Menschen und ihre Sicht zu gesellschaftlichen Fragen am Beispiel ausgewählter Verse bedeutender zeitgenössischer Dichter standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung der „Freunde von Valjevo“ im Hofbergsaal. Anhand der Gedichte zeigte der Arzt, Übersetzer und Lyriker Dr. Amir Mortasawi, wie viel Gemeinsames und Verbindendes es im Denken der Menschen bei uns und im Iran gibt. Dazu gab es für die knapp 40 Zuhörer Filmsequenzen zu sehen mit Musik aus dem „Land der Rosen und Nachtigallen“. Seit Jahrhunderten, so Mortasawi, spielten Gedichte im gesellschaftlichen Leben des Iran eine zentrale Rolle. Bereits im 14. Jahrhundert sei der Dichter Hafes mit doppelsinnigen Versen und Anspielungen gegen religiöse Engstirnigkeit und für Meinungsfreiheit eingetreten. Seine Texte seien in der Bevölkerung unverändert populär und würden viel gelesen. Heute wären Gedichte im Iran ein wichtiges Instrument, um eigene gesellschaftspolitische Ansichten und Forderungen zu verbreiten. Angesichts der Jahrzehnte dauernden Unterdrückung während des Schahregimes und den Einschränkungen im islamischen Gottesstaat sei die Forderung nach mehr Freiheiten ein zentrales Motiv. Mortasawi trug als Beispiel die Verse der Dichterin Jaleh Esfahani vor, die gezwungen war, den größten Teil ihres Lebens im Exil zu verbringen: „Hätte ich tausend Stifte/tausend Federn/jede mit der Fähigkeit, Tausend Wunder zu bewirken/so würde ich jeden Tag tausend Mal/ein Epos und ein Lied für die Freiheit schreiben.“ Die Bedeutung der Frauen im gesellschaftlichen Leben wird im Iran erkannt und anerkannt. So schreibt der Dichter Reza Shafi Kadkani : „Komm mein Freund hierher, verweile in der Heimat/hab Teil an meinen Freuden./Die Frauen kämpfen hier wie Löwinnen/Sei hier, wenn du Mann genug bist, und sei eine Frau!“ Große Einfühlsamkeit bezeugt das Gedicht von Simin Behbahani „Lied der Prostituierten“. Die weltberühmte Dichterin ist Vorsitzende des iranischen Schriftstellerverbandes: „Gib mir die Make-up Dose/damit ich meine Blässe farbenfroh mache/Gib mir Öl/damit ich mein Gesicht/verwelkt von meiner Traurigkeit auffrische/Gib mir den Kelch/damit ich mich betrinke/mein Elend belächle/und diesem traurigen Gesicht/eine frohe verführerische Maske aufsetze“. Auch im Iran bewegt das Thema Umwelt wie bei uns die Menschen. Das bezeugen Verse von Sohrab Sepehri: „Machen wir das Wasser nicht dreckig/flussabwärts trinkt vielleicht eine Taube Wasser/Oder in einer fernen Lichtung wäscht ein Stieglitz seine Federn/Oder in der Oase wird ein Krug voll./ Machen wir das Wasser nicht dreckig“. Der Abend mit Amir Mortasawi hat bei uns Interesse geweckt, Literatur, Menschen und das Land Iran näher kennenzulernen.
Gerne verweisen wir dazu auf : http/FriedensTreiberAgentur.de und hier auf „Verfallenes Land. Bilder und Texte für die in meiner zweiten Heimat lebenden Menschen.“
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