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Serbische Schüler unterwegs mit afghanischen Asylbewerbern

Serbische Schüler unterwegs mit afghanischen Asylbewerbern

Seit 2000 besuchen jedes Jahr Schüler aus Valjevo Pfaffenhofen 12 Schüler aus der westserbischen Stadt Valjevo haben in der Woche vom 12.-19. Juni gemeinsam mit ihren beiden Deutschlehrerinnen Dusica Rajevac und Katarina Mirkovic unsere oberbayerische Stadt Pfaffenhofen an besucht. Es war die 13. Gruppe seit 2000, die unser Verein „Freundschaft mit Valjevo e.V.“ aus Valjevo Stadt eingeladen und für die wir wieder ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet hatten. Bei allen ihren Tagesausflügen begleiteten sie 5 afghanische Jugendliche, die in der Sammelunterkunft für Asylbewerber in Neuburg leben.

Es begann im Frühjahr 2000. Damals war Milosevic noch Präsident und das Embargo gegen Jugoslawien in Kraft. Es sollte die Wirtschaft des von den Bombardierungen schwer angeschlagenen Landes völlig lahm legen und Versorgung der Bevölkerung zum Zusammenbruch bringen. Die deutsche Behörden hatten die Anweisung, für jugoslawische Staatsangehörige keine Visa auszustellen. Kontakte und Austausch von Informationen zwischen unserer und der serbischen Bevölkerung sollten möglichst unterbunden werden. Sie hätten das Zerrbild zerstört, dass unsere Medien von der Situation im damaligen Jugoslawien gezeichnet und mit der sie die monatelange Bombardierung des Landes gerechtfertigt hatten. Wir hatten erfahren, dass es bei der deutschen Botschaft in Belgrad direkt möglich war, Visa zu erhalten. Deshalb fuhren wir in die jugoslawische Hauptstadt, stellten dort unsere Anträge und ließen einige Wochen später auf der Rückfahrt von einem Hilfstransport 12 Schüler mit zwei Lehrerinnen des Gymnasiums von Valjevo in unseren Bus einsteigen. Mit ihnen trafen wir am 1. Mai 2000 in Pfaffenhofen ein. Die Schrecken der Bombardierungen hatten diese Jugendlichen gezeichnet. Vor den Kameras des Ingolstädter Regionalfernsehens konnten sie kaum sprechen, als sie nach ihren Erlebnissen gefragt wurden. In panischer Angst vor den Bombenangriffen hatten sie 1999 über Monate hinweg mit ihren Eltern und Familien jede Nacht in den Kellern verbracht. Die Zerstörung von Wohngebäuden und des örtlichen Krusikwerkes mit seinen knapp 10.000 Arbeitsplätzen Hauptarbeitgeber der Stadt hatten sie mit eigenen Augen ansehen müssen.

Seit dieser Zeit ist es fester Bestandteil unserer Arbeit als Verein, jedes Jahr eine Gruppe Jugendlicher von den verschiedenen Schulen dieser serbischen Stadt für eine Woche nach Pfaffenhofen einzuladen. In diesem Jahr hatten wir noch junge fünf jugendliche Afghani dazu genommen, die in der Sammelunterkunft für Asylbewerber im benachbarten Neuburg an der Donau untergebracht sind. Für diese gemeinsame Gruppe hatten wir ein informatives und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Es begann am Pfingstsonntag mit einem Ausflug zum „Mittelalterlichen Spektakel“ auf Schloß Sandizell. Tagesausflüge nach Regensburg mit einem Besuch der dortigen serbischen Pfarrgemeinde und von Ingolstadt mit einer Betriebsbesichtigung bei AUDI folgten. In der früheren Residenzstadt Neuburg besichtigten wir das prächtige Renaissanceschloß und waren anschließend bei den afghanischen Familien in der Sammelunterkunft zu Kaffee und traditionellem Gebäck eingeladen. Sie zeigten den jugendlichen Serben ihre Situation. Rund 500 Menschen, Kriegsflüchtlinge aus Afghanistan, dem Irak, Palästina und Somalia leben dort wie in einem Ghetto oft über Jahre hinweg ohne Arbeitserlaubnis, in engsten Wohnverhältnissen und unter bedrückenden Lebensbedingungen. Statt mit Bargeld Selbstständig einkaufen zu können, gibt es für sie in Bayern Essenpakete, die sie völlig entmündigen sollen. Ihre Unterstützung ist seit einigen Jahren ein Schwerpunkt unserer Vereinsarbeit. Tagesausflüge nach Nürnberg mit seiner Kaiserburg und dem Albrecht Dürer Haus, ein Empfang und Gespräch bei unserem Bürgermeister, Besichtigung eines größeren Pharmawerkes und des Wolnzacher Hopfenmuseum, ein Tag in München, Freibad und Grillabend folgten. Den kulturellen Höhepunkt dieser Woche bildete ein Konzert der Belgrader Pianistin Sonja Radojkovic und des bosnischen Akkordeonspielers Almir Meskovic in unserem gut gefüllten Rathaussaal. Am letzten Tag vor ihrer Rückfahrt nach Valjevo genossen wir mit ihnen noch das historische Schrannenfest in der benachbarten Spargelstadt Schrobenhausen.

Ermutigend für unsere Arbeit war dabei das Interesse, die Hilfsbereitschaft und die herzliche Aufnahme, auf die wir mit unserer Besuchergruppe in Betrieben, bei Vereinen, lokalen Behörden und Privatpersonen gestoßen sind. Gerade dass wir die Jugendlichen aus der Sammelunterkunft mitgenommen hatten, brachte uns viele Sympathien. Für uns selbst aber und unsere Besucher war das Zusammensein und die Gespräche mit den jungen Serben und Afghani über ihr Land, ihre Leben, ihre Sichtweisen und Zukunftswünsche sehr lehrreich. Wir planen auch im kommenden Jahr beim Besuch unserer nächsten serbischen Schülergruppe wieder junge Asylbewerber aus der Sammelunterkunft mit hinzunehmen.

Für die Finanzierung unsere Friedens- und humanitäre Arbeit bitten wir um Spenden auf unser Vereinskonto „Freundschaft mit Valjevo“ 8011991 bei der Sparkasse Pfaffenhofen, BLZ 721 516 50.

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