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Was wir alles nicht über China wissen

Dr. Uwe Behrens sprach bei uns über Chinas erfolgreiche Entwicklung und deren Ursachen

1990 ging Dr. Uwe Behrens nach China. Dort blieb der Transportökonom 27 Jahre und erlebte als Unternehmer vor Ort dessen beeindruckender Aufstieg vom Entwicklungsland zu einer führenden Industrienation. Am Samstag, den 11. März, sprach Dr. Behrens auf Einladung unseres Vereins vor knapp 60 Zuhörern im „Zentrum für Berufs- und Familienförderung“.

1949 konnten nur 20% der chinesischen Bevölkerung Lesen und Schreiben. 80% der Chinesen lebten auf dem Land. Wie war es diesem Volk mit heute 1,4 Milliarden Menschen möglich, in wenigen Jahrzehnten in die Spitze der Industrienationen aufzurücken? Eine wichtige Rolle spielten nach Dr. Behrens die Wissensbegier und der Fleiß der Chinesen. Als er als Unternehmer nach China ging, gab man ihm die Möglichkeit, erfolgreich zu arbeiten, erwartete aber als Gegenleistung, von seinen Kenntnissen lernen zu können. In China werde höchster Wert auf Bildung und Leistung gelegt. Nur über nachgewiesene Qualifikation und Leistung könnten Spitzenpositionen in Staat und Gesellschaft erreicht werden. Soziale Harmonie habe im Denken der Menschen einen hohen Wert, Familie, Gesellschaft und Staat den Vorrang vor Einzelinteressen. Der seit jeher säkulare Staat werde nicht als Gegner, sondern als Beschützer und Garant von Sicherheit und Wohlstand wahrgenommen. Diese Sichtweise habe, so Dr. Behrens, historische Ursachen: Für die landwirtschaftliche Bewässerung zum Anbau von Reis waren der Bau von Deichen, Vorratsspeichern und Kanälen, unverzichtbar, Aufgaben die der Staat übernahm. Das Staatsvertrauen sei durch die erfolgreiche Entwicklung des Landes während der letzten Jahrzehnte verstärkt worden. Auch nach der marktwirtschaftlichen Öffnung seien Infrastruktur, Telekommunikation, Energieversorgung, Gesundheitswesen und Banken in Händen des Staates geblieben, der so die langfristige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung steuert.

Beeindruckend seien die Erfolge Chinas in der Umweltpolitik: Forcierter Umstieg auf „grüne Energie“, Tempolimit auf allen Autobahnen, schnell wachsender Anteil der Elektrofahrzeugen, Verlegung des Güterverkehr auf die Bahn, riesige Aufforstungsprogramme.

Die wirtschaftlichen Erfolge haben dem Land hohes Ansehen gebracht. Bei seiner Außenpolitik, so Dr. Behrens, lasse sich China strikt vom Grundsatz leiten, sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen. Stattdessen suche China die gleichberechtigte Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen. Dies erkläre den Erfolg der „Neuen Seidenstraße“. An diesem Projekt zum Auf- und Ausbau einer internationalen Handels- und Infrastruktur sind mittlerweile über 140 Staaten beteiligt. Gleichzeitig wachse die Attraktivität der „Shanghaier Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit“ und der Vereinigung „BRICS“-Staaten, in denen es eine führende Rolle spiele. Immer mehr Staaten möchten diesen Zusammenschlüssen beitreten.

Empfohlene Literatur:
Uwe Behrens: „Feindbild China“ und „Der Umbau der Welt“
Wolfram Elsner: „Das chinesische Ja